9.5.16

Von Blütenträumen und kalten Heiligen

Ich hab es ja schon gesagt: der Mai ist gekommen!
Und zwar mit Macht. Draußen blüht und grünt es. Die Vögel zwitschern wie wild. Der Fuchs hat Junge und dezimiert meine Hühner. Es ist wie in jedem Jahr...

Wir immer warten voller Sehnsucht auf den Frühling. Und dann ist er plötzlich da. Er überrollt uns geradezu. So, als hätte man sich nur einmal herumgedreht und schon taucht er ohne Vorwarnung auf. Das Gras wächst wie toll, überall leuchten die gelben Blüten der Butterblumen und der Giersch ist wieder einmal schneller als alles sorgfältig gehegte Gemüse. Die Tage sind inzwischen warm, manchmal sogar schon fast heiß. Die Nächte dagegen sind noch recht frisch. So manches vorwitzige Pflänzchen wird ohne unseren Schutz nicht in den Juni kommen.

Wolf-Dieter Strorl schreibt in seinem aktuellen Newsletter einige schöne Sätze dazu: „Zur Monatsmitte kommen die grimmigen Eisheiligen, die schon manchen Gärtner um seine Blütenträume gebracht haben. „Pankratius (12.5.), Servatius (13.5.) und Bonifatius (14.5) sind böse Gäste, sie bringen oft die Maienfröste.“ Auch die „kalte Sophie“ (15.5.) hat ein Herz aus Eis. Aber dann kündet der Kuckuck oder der Hochzeitsflug der Bienen die lauen, frostfreien Nächte an.“

 Im Garten steht mein geliebter Boskop in voller Blütenpracht. Wenn daraus lauter Äpfel werden, dann kann ich mehr als meine Familie übers Jahr mit Apfelmus versorgen. Überhaupt sieht es heuer nach einer guten Obsternte aus. Wenn nur nicht die nahenden Eisheiligen der ganzen Sache ein Ende machen. Hier können wir nur die Daumen drücken und abwarten. Es gibt allerdings ein Mittel, um die Blütenträume zu schützen. Falls wirklich Nachtfrost angesagt wird, dann sollte man seine Obstbäume zuvor mit einem feinen Regen aus Wasser begießen. Die Tropfen schließen sich als Eismantel um Blüten. Diese erfrieren darunter nicht, sondern werden von der schützenden Hülle „warm gehalten“. Das klingt auf den ersten Blick ziemlich absurd, aber es funktioniert wirklich. Der physikalische Hintergrund für diesen Effekt liegt darin, dass beim Entstehen der „Eishaut“ Wärme entwickelt wird. Diese sorgt dafür, dass die Blüten nicht erfrieren.

Die Weihnachtsbäume üben sich übrigens beim Treiben diesjährig in vornehmer Zurückhaltung. Vielleicht trauen sie dem schönen Wetter noch nicht und warten noch etwas ab. Ihre weichen ungeschützten Triebspitzen fallen nämlich auch recht leicht den kalten Nächten zum Opfer.

Eines allerdings macht mir wirklich Sorgen. Seit heute gilt in unserer Gegend die Waldbrandwarnstufe IV. Das ist gar nicht gut. Ich muss hier schon wieder mal den Storl zitieren „Trockener Mai – Wehgeschrei, feuchter Mai bringt Glück herbei.“

Junge Buchenblätter.

Keine Kommentare: